Am Montag, den 12.04.2021, fand die achte Ausgabe des Digitalen Stammtisches der Jungen Union (JU) Lingen statt. Dazu haben wir die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lingen, Angelika Roelofs und die Betreiberinnen der Instagram-Seite „catcalls_of_lingen“ eingeladen, um über die Problematik der sogenannten Catcalls zu sprechen.

Unter Catcalling versteht man unter anderem verbale sexuelle Belästigung, aber auch bestimmte Berührungen. Die Äußerungen beziehen sich häufig auf das Aussehen der betroffenen Person. Catcalling kann jeder und jedem passieren, überwiegend sind allerdings Frauen betroffen. Eine klare Grenze, ab wann eine Aussage oder eine Handlung unter Catcalling fällt ist nicht möglich, da einige z.B. Pfiffe als ein Kompliment aufnehmen, andere sich hingegen belästigt fühlen. Die Betroffenen können ihre Erfahrungen anonym über Instagram oder E-Mail mit den Betreiberinnen teilen. Die Geschichte bzw. die Aussagen werden dann mit wasserlöslicher Kreide überwiegend an dem Ort des Geschehens aufgeschrieben und danach anonymisiert auf Instagram veröffentlicht. Seit November 2020 wurden in Lingen über 50 Catcalls angekreidet. Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher, da viele Betroffene nicht über die Vorfälle sprechen möchten. Die beiden Betreiberinnen der Instagram-Seite möchten als Teil der weltweiten Organisation Chalk-Back auf das Thema aufmerksam machen und zeigen, dass Catcalling nicht zur Normalität gehören sollte. Den Betroffenen wird eine Stimme gegeben, um so auch dem Machtgefälle zwischen Täter:innen und Betroffenen entgegenzuwirken.

Mehr Toleranz gegenüber Accounts
Die Gleichstellungsbeauftragte und die zwei Betreiberinnen der Instagram-Seite wünschen sich, dass diese Form der sexuellen Belästigung in Zukunft strafrechtlich verfolgt wird. Unter anderem in Portugal oder den Niederlanden ist Catcalling bereits illegal, in Deutschland steht dies noch zur Diskussion. Die Benennung des Themas bleibt aber weiterhin wichtig. Damit solche Projekte gegen sexuelle Belästigung weitergeführt werden können, ist die Unterstützung der Politik, Verwaltung und der Polizei von besonderer Bedeutung. In einigen Städten ist die Toleranz gegenüber den Instagram-Accounts nicht sehr hoch. In Augsburg beispielsweise kam es zu einem Einsatz der Polizei und Feuerwehr, da sich Passant:innen von einem Schriftzug belästigt gefühlt haben. Vereinzelt kam es zu Anzeigen wegen Sachbeschädigung, sodass dort nur noch heimlich angekreidet wird. In Lingen gab es solche Vorfälle noch nicht. Die Beteiligten erhalten stattdessen eher positive Rückmeldungen und Dank.

„Das Projekt auf Instagram ist ein sehr wichtiges Zeichen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Es reicht allerdings nicht aus, um Catcalling zu stoppen. Wichtig sind vor allem auch private Gespräche über das Thema. Jeder einzelne von uns muss sich damit auseinandersetzen. Die Junge Union positioniert sich klar gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung aller Geschlechter und dem damit häufig verbundenen Machtmissbrauch. Es muss eine Sensibilisierung dahingehen stattfinden, dass die Wahl der Klamotten sexuelle Belästigung nicht rechtfertigt und die Betroffenen keine Schuld haben. Bei Catcalling handelt es sich um ein strukturelles Problem. Die Täter ziehen sich durch alle Altersgruppen. Daher muss Prävention bereits bei Kindern in der Schule beginnen“, so Julian Korte, Kreisvorsitzender der JU Lingen.

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